Prag Botschaft
Prager BotschaftBerlin -Mauer: Refugium Prag Botschaft - GDR - Historie
Es war nichts Neues, dass DDR-Bürger über den Bauzaun der Lobkowitz zogen. Ein Teil der Fluechtlinge wurde auch von der BRD aufgekauft. Bei den Flüchtlingen, die seit 1989 in der Botschaft ankamen, handelte es sich - wie der ehemalige Gesandte Herrmann in seinen Memoiren schrieb - um "militantere" Menschen. Damit ist die Anzahl der Fluechtlinge in der Botschaft von Prag stetig gestiegen.
Anfangs waren die Menschen noch im Dachboden der zur Notunterkunft umgebauten Wohnung untergekommen. Botschafter und Fluechtlinge bauten am 25. August im Botschaftsgarten die ersten Toiletten und Vorzelte auf. 2 Woche später wohnten 434 Menschen auf dem Grundstück, dann 1600, zuletzt 4000. Sie alle mussten betreut werden.
Zu Beginn haben die Mitarbeiter der Botschaft ihre Nahrungsmittel in Prag gekauft, das wie alle Ostblockländer unter Lebensmittelknappheit leide. Danach ging es mit dem Botschafterbus jeden Tag nach Führt im Forst, um ausreichend Essen, Spielzeug und Sportausrüstung zu bekommen. Zum Schluss fuhren Lkw der Wehrmacht mit Essen, Schlafsack und vielen anderen Sachen zur Stadt.
Die Fluechtlinge selbst waren auch staendig im Dienst. Von den von den Vertriebenen ausgewählten Referenten wurden Kontakte zu den Mitarbeitern der Botschaft gepflegt, Treffen organisiert und Streitigkeiten vermittelt. Sie haben auch in der Nacht den Hehler bewacht, um anderen Fluechtlingen zu geholfen. Die Botschaft hatte nur 22 WCs und kaum Dusche. Endlich hat der Niederschlag den Ort um die Festzelte herum in eine Moorwüste verwandelt und es wurde eiskalt.
In dieser Zeit schlafen die Fluechtlinge bereits auf der Treppe, zwei teilen sich immer einen Schritt. Die Vertriebenen wurden von Unsicherheit gequält. Inwieweit wird Deutschland die Lage in der Botschaft noch unterstützen? Die Furcht unter den Flüchtenden mit Kind war besonders groß. Die deutsche Regierung sucht auch nach einem Weg, um die DDR-Führung zur Abreise nach Deutschland zu bewegen.
Der Abzug von 4000 DDR-Bürgern in den Westen passt nicht ins Gesamtbild. Deshalb vertraute der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich genscher auf die Sowjetunion. Wenn die Sowjetunion das Land verlassen würde, hätte die Sowjetunion keine andere Möglichkeit. Der Aussenminister der Sowjetunion, Herr Dr. Shevardnadze, hat sich am Rand einer UN-Konferenz in Neu Yorkshire für die Auswanderung von Botschaftsflüchtlingen in die Bundesrepublik Deutschland ausgesprochen.
Die vielen Waisenkinder auf dem Gelände der Botschaft sollen ausschlaggebend gewesen sein. Möglich ist auch, dass Hans-Dietrich Genschers gesundheitlicher Zustand eine wichtige Rolle gespielt hat: Nach einem Herzanfall war er auf eigenes Risiko aus dem Krankenhaus geflohen, um Edouard Shevardnadze in der Nähe von Berlin zu besuchen. Beim Betreten des Balkons der Lobkowiczer Landhaus am 30. Septembers, als Hans-Dietrich-Genscher die Vertriebenen über ihren bevorstehenden Auszug informiert, gehen seine Äußerungen jubelnd unter.
Über 4000 Menschen sind in den Händen des anderen. "Zur Gewährleistung der Flüchtlingssicherheit fährt auch das Botschaftspersonal in den Zügen." Auf die erste Welle von Flüchtlingen in der Botschaft in Prag folgten zwei weitere. Anfang November verlassen täglich zwischen 2.000 und 4.000 Menschen Deutschland unkontrolliert über Prag und die Botschaft von Prag.